Grün­dung im August 1974

50 Jah­re Jazz­club Bam­berg: Jazz aus dem Kellergewölbe

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Jazzclub Bamberg
Im Gewölbekeller der Oberen Sandstraße 18 ist der Jazzclub zuhause, Foto: S. Quenzer
Seit 1974 ver­sorgt der Jazz­club Bam­berg die Stadt mit Jazz. Im Jahr sei­nes 50-jäh­ri­gen Bestehens plant der Club monat­li­che Son­der­kon­zer­te in sei­ner Heim­stät­te in der Obe­ren Sand­stra­ße. Die Anfangs­jah­re waren aller­dings von einer gewis­sen Hei­mat­lo­sig­keit geprägt.

Befragt man Jazzmusiker:innen nach einer Beson­der­heit im Jazz­club Bam­berg kämen die­se laut einer Mit­tei­lung des Clubs immer wie­der auf die Nähe zum Publi­kum zu spre­chen. Denn nur einen Meter ste­hen die Musiker:innen auf der Büh­ne von der ers­ten Stuhl­rei­he ent­fernt. „Live und haut­nah“ lau­tet ent­spre­chend der Slo­gan des Jazz­clubs, der 2024 sein 50-jäh­ri­ges Bestehen begeht.

Die Wur­zeln der Bam­ber­ger Jazz­sze­ne rei­chen unter­des­sen zurück in die 1950er Jah­re. Damals brach­ten die Sol­da­ten der US-Kaser­ne ein­hei­mi­schen Musi­ke­rin­nen und Musi­kern nicht nur Rock ’n’ Roll näher, auch Jazz wur­de auf der Kaser­nen­büh­ne gespielt. So konn­ten Bam­ber­ger Jazz­mu­si­ker wie Tex Döring oder Otto Her­zog das Hand­werk lernen.

Anwen­den konn­ten sie das Erlern­te aller­dings auch außer­halb der Kaser­ne, in Spiel­stät­ten wie dem „La Palo­ma“ (Obe­re König­stra­ße), dem Café Sta­del­mann (Franz-Lud­wig-Stra­ße) und des­sen Nach­fol­gern, der „Atlan­tik-Bar“ und dem „Cou­pe“. Zu ehe­ma­li­gen Bam­ber­ger Jazz­büh­nen gehö­ren auch das Café Jäger­lein (Pödel­dor­fer Stra­ße), das Ele­fan­ten­haus (Gene­rals­gas­se) und das Café Haas in der Sand­stra­ße, Weg­be­rei­ter der heu­ti­gen Haas-Säle. Auch Gast­häu­ser dien­ten anfangs als Pro­vi­so­ri­um für Kon­zer­te. Dazu gehör­ten das Krug­bräu in Ste­gau­rach, das Mahrs-Bräu auf dem Ste­phans­berg, ein Kel­ler im Ste­phans­ber­ger Stol­len oder das „Ein­horn“ (damals noch in der Sand­stra­ße). Eine fes­te Orga­ni­sa­ti­on der Jazz-Sze­ne und dau­er­haf­te Spiel­stät­te für die Musik­rich­tung fehl­ten bis in die 1970er Jah­re aber in Bamberg.

Freun­de des Jazz, bit­te melden

Erst der Auf­ruf „Freun­de des Jazz, bit­te mel­den“ in einer Lokal­zei­tung setz­te 1973 einen ers­ten Impuls zur Grün­dung eines Jazz­clubs, die im August 1974 letzt­lich statt­fand. Am 1. Okto­ber 1974 ver­ab­schie­de­ten die bereits 100 Mit­glie­der die Sat­zung des Clubs.

Auf das heu­ti­ge Domi­zil in der Obe­ren Sand­stra­ße 18 stieß der Jazz­club Bam­berg aller­dings erst 1977. Ein Kel­ler war nach den Wor­ten von Peter Funk, einem Grün­dungs­mit­glied des Clubs, die ers­te Wahl, da man „so ein biss­chen Under­ground-Cha­rak­ter“ ange­strebt habe. Die­ser spe­zi­el­le Kel­ler im Sand­ge­biet befand sich jedoch in einem aben­teu­er­li­chen Zustand. So muss­te eine Art Spür­trupp, aus­ge­rüs­tet wie beim Berg­bau, zunächst ein Loch frei­schla­gen, um Zugang zum Gewöl­be zu erhalten.

Die Räu­me, die heu­te zur Ver­fü­gung ste­hen, wur­den dann in unzäh­li­gen ehren­amt­li­chen Arbeits­stun­den erschlos­sen, aus­ge­baut, ver­schö­nert und zuletzt um eine Gale­rie für Aus­stel­lun­gen erweitert.

Bekann­te Namen spiel­ten in Bamberg

Der Bam­ber­ger Gar­ten­bau-Unter­neh­mer Ran­dolf John präg­te als Vor­stand in den Anfangs­jah­ren die musi­ka­li­sche Aus­rich­tung des Clubs. Mit Auf­rit­ten von Dixie-Bands ver­dien­te der Club Geld, das er für Free-Jazz-Kon­zer­te, die tra­di­tio­nell weni­ger ein­nah­me­träch­tig sind, wie­der ausgab.

1983 über­nahm Georg Fößel die Pro­gramm­lei­tung und erwei­ter­te das Ange­bot um Blues, Soul, Funk, Jazz-Rock und Fusi­on. „Ich war über­zeugt, dass ein Club in einer klei­nen Stadt wie Bam­berg mit Jazz allein auf Dau­er nicht hät­te über­le­ben kön­nen“, sag­te Fößel damals.

Da es im Bam­berg der 1980er Jah­re jedoch sonst kaum ver­gleich­ba­re Musik­an­ge­bo­te gab, wur­de der Club zu einem Dreh- und Angel­punkt des Sub­kul­tur. So dien­te er zusätz­lich als Büh­ne für einen Film­club, als Auf­tritts­ort für die Bam­ber­ger Kaba­rett­sze­ne und Club für Studierenden-Partys.

Der Jazz stand jedoch stets im Mit­tel­punkt, wobei im Pro­gramm neben renom­mier­ten Grö­ßen auch der loka­le Jazz nicht zu kurz kam. In den 50 Jah­ren seit sei­ner Grün­dung tra­ten bereits bekann­te Namen wie Elvin Jones, Till Brön­ner, Lar­ry Coryell, Klaus Dol­din­ger, Lee Konitz, Albert Man­gels­dorff, Katie Webs­ter und Jim­my Woo­de im Jazz­club Bam­berg auf. Auch die Bam­ber­ger Sän­ge­rin Johan­na Schnei­der, die sich als Vor­stands­mit­glied der Deut­schen Jazz Uni­on unter ande­rem für eine fai­re Bezah­lung von Jazz­mu­si­ke­rin­nen und ‑musi­kern enga­giert, mach­te im Jazz­club, den sie als ihr zwei­tes Wohn­zim­mer bezeich­net, ihre ers­ten Schritte.

Pro­gramm im Jubiläumsjahr

Die Vor­stand­schaft des Clubs zeich­net sich unter­des­sen durch Kon­ti­nui­tät und demo­kra­ti­sche Ent­schei­dungs­fin­dung aus. Mari­an­ne Benz lei­tet den Club seit 1989. Der Pro­gramm-Macher Roland Fuchs lös­te Georg Fößel im Jahr 2020 ab und setzt mit einer Pro­gramm-Mischung aus renom­mier­ten Grö­ßen und New­co­mern Akzen­te. Im 50. Jahr sei­nes Bestehens hat der Jazz­club außer­dem mehr als 500 Mit­glie­der und gehört so zu den grö­ße­ren Jazz­clubs des Lan­des. Er ist zudem der ein­zi­ge Jazz­club in Ober­fran­ken mit einer fes­ten Spiel­stät­te. Kon­zer­te gibt es von Sep­tem­ber bis Mai, in der Regel jeweils frei­tags oder sams­tags. An jedem ers­ten Mitt­woch im Monat fin­det von Okto­ber bis Mai außer­dem eine Jazz­club-Ses­si­on statt.

Für das Jahr 2024 steht zudem jeden Monat ein Jubi­lä­ums­kon­zert auf dem Pro­gramm. Einen Höhe­punkt sol­len die Jubi­lä­ums­ver­an­stal­tun­gen im Okto­ber 2024 errei­chen. Hier­für plant der Club eine Fei­er und ein mehr­tä­gi­ges Live-Pro­gramm, das alle Spar­ten abde­cken und alle Alters­grup­pen anspre­chen soll.

Los geht es bereits am 13. Janu­ar mit dem Jubi­lä­ums­auf­tritt von RE: CALAMARI, die Jazz­rock spie­len. Das zwei­te Jubi­lä­ums­kon­zert bestrei­tet am 21. Febru­ar das Scott Hen­der­son Trio.

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